Liebe Grüße aus der Ukraine in die Heimat, zu allen Freunden und Helfern!
Wir sind dankbar!
Wir kamen nach unserem Vereinstreffen wieder gut in der Ukraine an. Die Jahreshauptversammlung war ein besonderer Abend mit Euch! Vielen Dank, dass ihr so zahlreich gekommen seid. Die Pastorin der Ev.-Lutherischen Gemeinde in Elsterberg berichtete uns, dass die Kirche in den letzten zweieinhalb Jahren nie so gefüllt war wie am letzten Freitagabend. Es waren mehr als 400 Personen zu unserem Ukrainebericht in die Kirche gekommen. Es tat uns gut, so viele bekannte Gesichter zu sehen und wir freuten uns, mit so vielen von euch zu sprechen.
Informationen aus der Ukraine
Zurück in der Ukraine ist das Leben leider etwas anders. Das Land versucht immer wieder so gut es nur geht in einen „normalen Alltag“ zu kommen. Dieses Bestreben wird allerdings durch die permanenten Auswirkungen der Kampfhandlungen immer wieder gestört. Dennoch haben sich die Lieferketten für Treibstoffe stabilisiert und eingespielt. Der größte Anteil an Kraftstoffen kommt aus Polen und Rumänien. Das man zwischenzeitlich manche Produkte nicht kaufen kann, ist uns ja aus unserer Jugendzeit noch gut bekannt. Mit diesem Umstand kommen wir zurecht und finden stets Alternativen.
Durch den Ausbruch des Krieges veränderte sich auch das Leben auf der Nehemia-Basis. Seit der russischen Kriegserklärung nahmen wir bis dato insgesamt 105 Flüchtlinge auf. Manche von ihnen verbrachten nur eine Nacht im Missionshaus, andere suchten für mehrere Wochen oder sogar Monate Zuflucht bei uns. Im Moment leben wir in unserem Haus zusammen mit zehn Flüchtlingen. Dieser Umstand beinhaltet für alle eine Umstellung. Völlig fremde Familien mit verschiedenen Lebensgewohnheiten und unterschiedlichen Werten leben plötzlich Tür an Tür und teilen sogar Küchen- und Badbereich. Im Großen und Ganzen funktioniert diese Zweck-Wohngemeinschaft aber recht gut. Jeder darf wachsen, Toleranz entwickeln und Andersartigkeit respektieren lernen. Wir sind froh und dankbar, unseren kleinen privaten Wohnbereich zu besitzen.
Die Ernte ist für dieses Jahr abgeschlossen. Leider können wir nur von einer „Trauerernte“ sprechen, da es extrem schwierig ist, unser geerntetes Getreide zu verkaufen. Wir erhalten nur Angebote, die zwischen 50 bis 70 Prozent unter dem üblichen Marktwert liegen. Als wir mit der diesjährigen Gerstenernte begannen, saß ich im Mähdrescher und habe richtig geweint. Zu diesem Zeitpunkt war mir bereits klar, dass niemand die Gerste haben will.
Jetzt beginnen wir wieder mit der neuen Bestellung der Felder - auch wenn Unklarheit herrscht, was nächstes Jahr ist. Wir sehen keine andere Möglichkeit, als weiterzumachen und alles in Gottes Hände zu legen.
In der Bäckerei hat sich die Personalsituation stabilisiert und wir können gut unser Brot, das Kriegsbrot und Brötchen backen. Trotzdem musste ich immer wieder in der Nacht in die Bäckerei kommen, weil der Ofen nicht ging oder die Gärkammer nicht funktionierte.
Aus Deutschland brachten wir eine Vielzahl an Ersatzteilen mit und es wurde alles verbaut. Im Moment läuft die Technik störungsfrei!
Solange es uns möglich ist und wir Unterstützung erhalten, werden wir auch das Kriegsbrot weiter backen. Viele Menschen nutzen das Angebot und sind euch von ganzem Herzen dankbar! Besonders die kleinen 250 Gramm Brote erfreuen sich bei den Alleinstehenden großer Beliebtheit.
Von unseren Mitarbeitern sind vier Männer, Söhne oder Enkel bei der Armee. Auf diese Weise werden wir regelmäßig mit Nachrichten aus erster Hand versorgt. Es gibt kein gemeinsames Treffen, kein Essen oder Gespräch, bei dem der Krieg nicht vorherrschendes Thema ist. Ich sehne mich danach, dass auch wieder anderer Gesprächsstoff thematisiert wird. Durch scheinbar nie verstummende Sirenen und die vielen frischen Gräbern, auf denen die ukrainische Fahne weht, werden wir tagtäglich an den Krieg und die Zerstörung erinnert.
Wir leben eben mittendrin in diesem Krieg und sind ja freiwillig hier. Viele andere müssen hier sein und haben keine Alternative.
Trotzdem sehen wir mit Zuversicht und Gottvertrauen in die Zukunft. Wir sind sehr gespannt, was die nächsten Wochen und Monate bringen werden. Vielen Dank, dass Ihr mit uns im Gebet seid und uns auf so vielfältige Weise unterstützt!
Wir grüßen euch alle recht herzlich aus der Ukraine!
Achim und Gabriele
Eine kleine Bitte
PS: Wir sind über die hohe Spendenbereitschaft, besonders schon zu Kriegsbeginn, sehr dankbar und es ermöglichte uns bisher, die Unterstützung für die notleidenden Menschen zu gewährleisten! Damit wir am Jahresende die Spendenbescheinigungen verschicken können, bitten wir euch noch um die Übermittlung eurer Anschrift, da Einige in der Überweisung nicht zusätzlich ihre Adresse angegeben hatten. Die Bank übermittelt uns leider nur euren Namen. Gern könnt Ihr das unter der Mailadresse: werner-mehltheuer@t-online.de oder der Telefonnummer 037431-86788 tun.
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